Am Sagenborn des Erzgebirges.

Die Jungfrau auf dem Braunstein.

(Wenisch, Sagen aus dem Joachimsthaler Bezirke)

Droben am Braunstein zwischen Schlackenwerth und Joachimsthal hat ein verwunschenes Schloß gestanden, das ist mit einer verwunschenen Jungfrau und vielen Schätzen versunken. Holt sie einmal ein recht frommer Mann, dann wird er mit ihr auch die Schätze heimführen.

Der Petermüller unten hat es mit seinen eigenen Ohren zu Ostern jedesmal in der Passionszeit gehört, wie da die Jungfrau im Berge drinnen geweint, und bald darauf hörte er auch einen solchen Engelgesang, wie ihn die Leute niemals vernahmen. Die Jungfrau hat noch niemand zu holen versucht.

An einem heißen Augusttage des Jahres 1848 schritt um die elfte Vormittagsstunde ein Mann aus Joachimsthal heiteren Sinnes an der „Petermühle“ vorbei. Seine Verwunderung war nicht gering, als er merkte, daß die Müllerin, seine Verwandte, auf der unterhalb der Mühle gelegenen Wiese Heu wendete, da doch Sonntag war. Überzeugung kann nicht schaden. dachte sich unser Joachimsthaler und ging in die Mühle, um dort nach der Ursache zu fragen, daß die Frau des Hauses heute am Sonntage, am Tage des Herrn, Heu machte. Doch welche Überraschung! Seine Verwandte stand gerade beim Ofen und bereitete das Mittagsmahl. Man eilte schnurstracks auf die Wiese, allein die Heumacherin, welche die Braunsteiner Jungfrau gewesen sein soll, war verschwunden. Derselbe Mann erzählte, daß sein Vater, als er Schafe hütete, die Braunsteiner Jungfrau habe herrliche Lieder singen hören.

Drei Männern aus Mariasorg träumte einmal, sie sollten auf den Braunstein gehen, dort würden sie ungeheure Schätze finden, welche von einer verwunschenen Jungfrau bewacht würden. Als die Männer früh zusammen kamen, erzählten sie sich gegenseitig den seltsamen Traum und entschlossen sich, in der folgenden Nacht zwischen elf und zwölf Uhr auf den Braunstein zu gehen. Dort angelangt, fanden sie den Berg offen, gingen furchtlos hinein und erblickten wirklich eine große Pfanne mit Gold- und Silbermünzen und eine schöne Jungfrau, welche die Männer freundlich begrüßte und zu ihnen mit wohltönender Stimme sprach: „Diese Schätze gehören Euch, doch müßt Ihr die Pfanne mitsamt dem Inhalt auf einmal forttragen.“ Als aber einer der Männer, der die Ausführung dieser Forderung für unmöglich hielt, seine Meinung unverhohlen zum Ausdruck brachte, verspürten alle drei gleichzeitig eine so derbe Ohrfeige, daß sie besinnungslos zu Boden sanken. Als die Männer wieder zum Bewußtsein erwacht waren, machten sie große Augen, weil sie sich, in ihrer Hoffnung getäuscht, auf der Oberfläche des Berges befanden.

Das Geisterschloß bei Bockau.

(Mitgeteilt vom Seminarist Paul Mothes aus Bockau.)

Ungefähr 20 Minuten von dem durch seinen früher lebhaft betriebenen Arzneihandel bekannten Bergflecken Bockau befindet sich ein Sumpf, von den Bewohnern einfach „die Pfütze“ genannt. Dabei erhebt sich ein Felsen, auf dem in gewissen Nächten zwischen 11 und 12 Uhr ein großes Schloß mit unzählig erleuchteten Fenstern zu sehen ist. Jeder aber, welcher auf das Schloß zugeht, wird in der Irre umher geführt. An demselben Platze hat sich auch zuweilen ein Reiter ohne Kopf sehen lassen.

Der Reiter ohne Kopf zwischen Lößnitz und Stein.

(Mitgeteilt von J. G. Müller, Kirchner und Lehrer in Lößnitz.)

In der Mitte des Weges zwischen Lößnitz und Schloß Stein ist ein Waldort, genannt „die hohle Linde“. Zurzeit steht an der Stelle neben einer Vertiefung eine junge Linde; ehemals befand sich eine umfangreiche hohle Linde daselbst. Früher stieg aus derselben um Mitternacht ein Reiter ohne Kopf, der den Wald durchirrte und die Leute schreckte. Noch jetzt soll derselbe zuweilen aus der kleinen Senke daselbst aufsteigen.

Der kopflose Reiter bei Bernsbach.

(Mitgeteilt vom Seminarist Osw. Hübner aus Bernsbach.)

Auf der Straße von Bernsbach nach Beierfeld, im sogenannten Kirchgraben, soll öfters ein Reiter ohne Kopf gesehen worden sein.

Gespenstische Reiter bei Waschleite.

(Christ. Lehmann, Histor. Schauplatz etc. S. 75.)

Eine halbe Meile von Grünhain gegen Waschleite ist einem Gerber von Elterlein, der des Nachts von Schwarzenberg heimfuhr, eine ganze Rotte Reiter ohne Köpfe und in mancherlei Gestalt entgegengekommen, denen mußte er ausweichen, worauf er infolge des gehabten Schrecks krank wurde. Daselbst hat man auch zuweilen die schönste Geistermusik gehört.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 9 – Sonntag, den 26. Februar 1928, S. 3