Die Ehrenfriedersdorfer Schützenmühle

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 4 – Sonntag, den 24. Januar 1937, S. 8.

Die Ehrenfriedersdorfer Schützenmühle wird als Ausstellungsobjekt in der Karl-Stülpner-Ausstellung, die gegenwärtig noch in Ehrenfriedersdorf im Hotel „Deutscher Kaiser” zu sehen ist, gezeigt. Unsere Leser wissen aus dem Roman unserer Heimatblätter, daß Karl Stülpner in diesem Hause bei Hillig gewohnt hat, dem man den Namen „die Schützenmühle” gab. Das Haus ist noch heute in Ehrenfriedersdorf zu sehen und wird als ein Andenken an den Schützen Stülpner getreulich behütet.

Modell der Schützenmühle.

Unser Bild zeigt den einfachen Fachwerkbau, um den bekannte Persönlichkeiten aus dem Leben Stülpners gestellt sind. Man läßt sich am besten beim Besuch der Ausstellung von dem Maler Klumpp, der ja der Unternehmer dieser Ausstellung ist, selbst erklären, um welche Begebenheiten es sich bei diesem Ausstellungsstück handelt. Interessant ist, daß der Künstler in diese Mühle hinein auch die Szene von der gestörten Hochzeitsfeier gestellt hat, bei der ja bekanntlich Stülpner sehr energisch zugreift und sich Geltung verschafft.

Stülpner – Begegnung mit dem Förster

Besondere Beachtung findet auch die Darstellung der Begegnung des Försters mit Karl Stülpner, dessen Büchse am Baum gelehnt, freudig von dem Förster ergriffen wird, in der Annahme, daß jetzt der Raubschütz in seiner Gewalt ist. Doch siehe — das Bild zeigt es uns —, hinterm Busch lauern die Spießgesellen Stülpners, deren Büchsen ganz gewiß auch sehr gut geschossen hätten, wenn der Förster Stülpners Büchse behalten hätte. Er lehnte sie aber fein sorglich wieder zurück an den Baum und mußte erkennen, daß Stülpner ihn nur überlistet hatte.

Stülpnerhöhle

Stülpner war nicht zu fassen, seine Verstecke blieben geheim, geheim blieb auch die Höhle Karl Stülpners am Greifenstein, von der uns hier ebenfalls ein Bild gezeigt wird, welches in wohlgelungener Wiedergabe von dem Maler Klumpp gegenwärtig in Ehrenfriedersdorf ausgestellt wird. Diese Höhle war außerordentlich geschickt angelegt; sie hatte mehrere Ausgänge und war gegen fremden Zutritt absolut gesichert. Aber Karl Stülpner hat dennoch diese Höhle nur in Zeiten persönlicher Verfolgung aufgesucht. Er war kein Raubschütz und er hatte keine geraubten Waren zu verbergen, wie etwa in der Nachkriegszeit bei uns sogenannte Diebeshöhlen angelegt wurden. Das ist der große Unterschied, den wir zwischen Karl Stülpner und den gewöhnlichen Raubschützen zu machen haben. Stülpner hat im Gegenteil sehr, sehr oft bewiesen, daß er für das Recht einstand und ohne viel Federlesens selbst mit allerhand Bösewichten abrechnete, die als Wegelagerer unschuldige Opfer auflauerten usw. Er war ein freier Schütze und ließ sich wohl in dieser Beziehung von niemandem Bindungen auferlegen. Der Wald gehörte ihm, so meinte er, und niemand könne ihn aus dieser seiner natürlichen Heimat vertreiben. Wer all diese Einzelheiten einmal kennen lernen will, dem empfehlen wir an dieser Stelle die Anschaffung des illustrierten Karl-Stülpner-Romans, der jederzeit zum Preis von 2 Mark durch unseren Verlag zu beziehen ist.