Die neue Schule in Hammerunterwiesenthal.
Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 33 — Sonntag, den 12. August 1928, S. 1
Das mitten im Kranze grüner Berge gelegene Hammerunterwiesenthal, das Ziel vieler Wanderer jahraus, jahrein, begeht am 11. und 12. August ein wichtiges Ereignis: Die Weihe der neuerrichteten prächtigen Schule. Es war im Spätherbst 1926, als die Gemeinde vor die schwere Aufgabe gestellt wurde, sich über den Bau einer neuen Schule schlüssig zu werden. Das alte Schulgebäude war durch Brandstiftung in Schutt und Asche gelegt worden und es galt, neue Unterrichtsräume zu schaffen; eine Aufgabe, die in Anbetracht der schwierigen finanziellen Verhältnisse der Gegenwart nicht leicht war. Hatte man anfänglich geglaubt, auf den beim Brande übrig gebliebenen Kellergeschoßmauern des ehemaligen Gebäudes ein neues aufsetzen zu können, so ließ man diesen Plan alsbald fallen und stimmte einmütig der Errichtung eines Neubaues zu. Als man der Schwierigkeiten bezüglich der Platzfrage Herr geworden war, wurde Herr Architekt Emil Ebert in Chemnitz (Mitglied des B. D. A.) mit der Anfertigung eines Enwurfes beauftragt.
Bild: Die neue Schule
Nunmehr wird der fertige Bau geweiht und seiner Bestimmung übergeben werden. Glücklich die Jugend, die in diesem geradezu ideal schönen Schulgebäude Ausbildung und Erziehung erhalten darf.
Im Untergeschoß des Gebäudes sind die Zentralheizungsanlage untergebracht, die Waschküche und die Wirtschaftskeller für die Wohnungen. In weitschauender Weise hat man hier ferner Raum gelassen zum Einbau von Badeanlagen. Im Erdgeschoß befinden sich drei Klassenzimmer, die sich um einen durch doppeltes Stirnlicht hell erleuchteten Mittelflur gruppieren. Von hier aus gelangt man zu dem Lehrmittelzimmer, zu den Austrittsgelegenheiten und dem nach den Wohnungen führenden Treppenhaus. An Wohnungen sind vorhanden: solche für den Schulleiter, für einen Lehrer und für den Hausmann. Eine weitere Wohnung für die Klöppelschullehrerin liegt im ausgebauten Dachgeschoß. Das Gebäude ist im Untergeschoß als Massivbau ausgeführt, während die Umfassungen des Obergeschosses durch Fachwerk gebildet werden. Hinter der Ausmauerung befindet sich unter Belassung eines Luftraumes eine starke Schlackenwand, so daß also die Umfassung reichlichen Widerstand gegen schwankende Außentemperaturen abgibt. Das Äußere des Sockelgeschosses ist aus Bruchsteinen gebildet, das des Erdgeschosses aus wetterbeständigem Edelputz. Ist am Äußeren schon der Farbe ein weitgehendes Recht eingeräumt, so ist dies noch mehr im Inneren der Fall, wo mit lebhaften, satten Farben eine große Farbenfreudigkeit erzielt worden ist.
So kann Hammerunterwiesenthal mit Stolz auf diesen Schulneubau blicken, der eine Zierde des Ortes ist. Mögen in ihm Generationen aufwachsen, die, geführt von tüchtigen Pädagogen, hier ein Rüstzeug für das Leben erhalten, mit dem sie im Existenzkampf des Daseins bestehen. Möge aber jeder auch, der hier Ausbildung und Erziehung genossen hat, sich stets mit Dankbarkeit der so schönen Lehrstätte erinnern, an der er seine Schuljahre verleben durfte.