Die große Eisenbahnbrücke bei Mittweida-Markersbach.

Die Brücke während der Erneuerungsarbeiten.

Wohl die größte Eisenbahnbrücke des ganzen Erzgebirges ist die Brücke bei Mittweida-Markersbach, die der ganzen Gegend ein romantisches Aussehen verleiht. In dem Tale aufwärts dehnen sich die Dörfer Mittweida, Markersbach und Obermittweidaer Hammer, als ob sie sich die Hände reichen wollten. Rechts und links rücken die Gneis- und Glimmerschieferberge näher zusammen und bilden eine enge Talschlucht, den „Grund“. Das Tal der großen Mittweida zieht sich weit hinauf bis an den Fuß des Fichtelberges, zu welchem es einen angenehmen Zugang bildet. Von Markersbach gegen Morgen erhebt sich das Gebirge stufenweis, dessen letzte Krönung der Scheibenberg ist. Die Eisenbahn muß in weitem Bogen den Krähenhübel umfahren und starkes Gefälle (1:40) anwenden, um von der Scheibenberger Hochebene ins Tal der großen Mittweida zu gelangen. Der äußerst zierliche, eiserne Viadukt der viel befahrenen Eisenbahnlinie Annaberg-Schwarzenberg-Zwickau mit den sogenannten Gerüstpfeilern mußte jetzt erneut gesichert werden. Durch Einführung schwererer Lokomotiven bei der Reichsbahn weisen besonders die etwa vor dem Jahre 1890 gebauten Brücken nicht mehr die übliche vier- und fünffache Sicherheit auf. Um diesen Sicherheitsgrad wieder herzustellen, werden gegenwärtig in ziemlich umfangreicher Weise Brücken erneuert, oder wie bei den meisten eisernen Brücken möglich, auch verstärkt. Eine sehr interessante Brückenverstärkung ist soeben an der 240 Meter langen und 40 Meter hohen Talbrücke bei Mittweida-Markersbach im oberen Erzgebirge vorgenommen. Die Verstärkung geschah durch Nebenbauen eines neuen Bogenträgers an der Außenseite des alten. Für den neuen Bogenträger waren vorher an den Gerüstpfeilern besondere Auflager geschaffen worden. Durch eine starre Verbindung zwischen altem und neuem Bogenträger wird erreicht, daß die Zuglasten durch die Fahrschiene jetzt auf zwei Bogenträger übertragen werden. Das Bild zeigt den Einbau eines auf die Brücke gefahrenen neuen Bogenträgers während des Absenkens mittels zweier schwerer Eisenbahnkrane. Der Einbau eines neuen Bogenträgers erfolgte in einer Zugpause und erforderte nach gründlicher Vorbereitung nur 40 Minuten Zeit. Der Verstärkungsentwurf und die Bauleitung lag der Reichsbahndirektion Dresden ob, zu deren Verwaltungsbezirk die Strecke Annaberg-Schwarzenberg-Zwickau gehört. Die Ausführung war den Lauchhammer-„Rheinmetall“-Werken in Riesa übertragen worden.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 46 – Sonntag, den 14. November 1926, S. 1