Die Schlettauer Krippen-, Pyramiden- und Schnitzausstellung.

Am morgigen Sonntag, den 22. Januar, wird die Krippen-, Pyramiden- und Schnitzausstellung im Schlettauer Schützenhaus, die wir in Nr. 13 unserer „Obererzgebirgischen Zeitung“ eingehend beschrieben und gewürdigt haben, geschlossen werden. Noch einmal appelieren wir auch heute wieder an die gebirgische Bevölkerung, diese ausgezeichnete und so ungemein vielseitige Schau heimatlicher Volkskunst zu besuchen. Jeder, der hier einen Rundgang gemacht hat durch das Reich der Krippen, Pyramiden und anderen Schnitzarbeiten, die der Schlettauer Schnitzverein zu einer so eindrucksvollen Ausstellung vereinigte, wird reich beschenkt an Gesehenem die Schau verlassen.

Zwei Bilder von derselben haben wir auf der ersten Seite vorliegender Nummer unserer Heimatblätter zur Veröffentlichung gebracht. Sie gewähren einen fesselnden Teilanblick in die ebenso reichhaltige wie stimmungsvoll aufgemachte Ausstellung. Beide Aufnahmen, die dem photographischen Atelier der Annaberger Firma Erich Meiche, Buchholzer Straße 27, entstammen, lassen den Blick zunächst in die Mitte des großen Schützenhaussaales schweifen, der die heimatliche Schau birgt. Hier fesselt das Auge der prächtige große Weihnachtsbaum-Berg, der mit 200 Adventssternen behangen und erleuchtet ist, die sämtlich von Mitgliedern des Vereins hergestellt wurden. Auf dem größeren der Bilder sieht man im Hintergrund auf der Bühne die große Krippe des ehemaligen Krippenvereins. Dieselbe setzt sich aus folgenden Gruppen zusammen: 1. Die Verkündigung; 2. Der Stall oder die Geburtsstätte; 3. Die Stadt Bethlehem; 4. Davids Geburtshaus; 5. Ruinen von Palmyra; 6. Hirtendorf Pethy; 7. Ruinen von Samaria; 8. Baalbek, eine alte verfallene Stadt; 9. Nazareth; 10. Der Bach Kison mit der Brücke; 11. Rahels Grabstätte; 12. Jakobsbrunnen; 13. Israelitischer Obelisk oder Meilenstein; 14. Teich Bethesda oder Heilstätte; 15. Jerusalem mit dem Oelberg; 16. Garten Getsemane; 17. Richtstätte oder Golgatha auch Kreuzberg genannt; 18. Der Blutacker oder die alten Grabstätten; 19. Der Tempel Salomonis; 20. Die drei Weisen mit Führer; 21. Die Flucht nach Ägypten; 22. Eine Karawane mit Warentransport; 23. Eine lagernde Karawane arabischer Händler.

Rings um den Fichtenbaumberg herum gewahrt man alsdann zahlreiche der übrigen zur Schau gebrachten Ausstellungsgegenstände. Pyramiden wechseln in fesselnder Folge ab mit Krippen, Einzelfiguren, Leuchtern, usw. usw. Auch die Posamentierstube, die schon auf der Ausstellung des Heimatfestes prangte, ist hier auf dem kleineren der Bilder im Vordergrunde zu sehen, während die Reproduktion des größeren Photos auch einen Blick auf die ausgestellten kunstvollen Gemälde gewährt.

Wie gesagt, ist es doch nur ein Teil der Schau, den der Leser auf beiden Bildern zu sehen erhält, denn der Hauptteil der Ausstellung dehnt sich ringsum nischenartig an den Wänden des Saales entlang.

Nicht unerwähnt sei übrigens, daß auf dem kleineren der Bilder rechts im Hintergrund die hervorragend mechanisierte Golzsche Krippe zu sehen ist, die in einzigartiger vielseitiger Beweglichkeit das Leben Christi von der Geburt bis zur Kreuzigung darstellt.

Erzgebirgische Heimatblätter Nr. 4 – Sonntag, den 22. Januar 1928, S. 2